Sinfoniekonzert

Samstag, 25. März 2023 20:00 Kultur-&Kongresshaus Aarau

Programm

Dominique Polich, Bratsche

Leitung: Armin Renggli


Modest Mussorgsky (1839-1881)
Intermezzo in modo classico


Ralph Vaughan Williams (1872-1958)

Suite für Viola und Orchester

Prélude - Carol - Christmas Dance - Ballad - Polka Mélancolique - Galop


---Pause---


Gabriel Fauré (1845-1924)

Pavane Op. 50


Franz Schubert (1797-1828)

Sinfonie Nr.7 "Die Unvollendete"


Vorverkauf: ab 13. März 2023 in der Buchhandlung Orell Füssli Wirz Aarau, Details hier
Abendkasse: ab 19.15 Uhr

Eintrittspreise: Karten zu Fr. 20.- und Fr. 30.- und Fr. 40.-
Schüler und Studenten die Hälfte, OVA-Coupons gültig

Flyer

Dieses Konzert wird unterstützt durch: Stadt Aarau, Aargauer Kuratorium

Dominique Polich, Viola

Dominique Polich absolvierte ihr Bachelorstudium mit dem Hauptfach Violine bei Prof. Brian Dean an der Hochschule Luzern und schloss es im Jahr 2011 bei Prof. Ulrich Gröner an der Zürcher Hochschule für Künste (ZHdK) ab. Nach erfolgreiche, Erlangen des Masters of Arts in Musikpädagogik wandte sie sich ihrem Zweitinstrument, der Bratsche, zu und absolvierte anschliessend den Master of Arts in Music Performance mit dem Hauptfach Viola bei Prof. Wendy Enderle-Champney an der ZHdK.

Kammermusik- und Solo-Meisterkurs u.a. bei Susanne Frank (Carmina Quartett), Brett Dean, Cobus Swanepoel und Thomas Riebl bereicherten ihre Ausbildung. Dominique Polich spielt passioniert Violine und Viola an schweizweiten Kammermusik-Konzerten und Orchesterauftritten. Seit mehreren Jahren unterrichtet sie zudem als Violin- und Violalehrerin an Musikschulen und Gymnasien – aktuell an der Musikschule Schenkenbergertal. Sie war langjähriges Mitglied (Geige und Bratsche) des Schweizer Jugendsinfonie Orchesters und war während zweier Jahre Praktikantin im Sinfonieorchester Biel/Solothurn. Inzwischen ist sie Zuzügerin in dieser Formation.

Dominique Polich hat aktuell die musikalische Assistenzleitung sowie Sponsoring Verantwortung für das Thurgauer Jugend-Symphonieorchesters (TGJSO) übernommen. Zudem hat sie an verschiedenen Produktionen wie «Die Schöne und das Biest» auf der Walensee-Bühne oder die Kammeroper von Boris Blacher «Romeo und Julia» sowie Bühnenmusik für das «das fliegende Klassenzimmer» am Theater Basel mitgewirkt.

Zum Programm

(Un)vollendet

Modest Mussorgsky (1839 - 1881) 
Intermezzo in modo classico, arrangiert von Nikolaj Rimsky-Korsakow 

Als Sohn eines vermögenden russischen Gutsbesitzers und einer ausgebildeten Pianistin hatte Mussorgsky eine gute Ausgangslage, um sein musikalisches Talent zu entfalten. Schon früh spielte er Stücke von Franz Liszt und John Field öffentlich. Vorgesehen war für ihn aber eine Laufbahn in der Armee, die er bereitwillig einschlug. Die Begegnung mit dem Komponisten Milij Balakirew motivierte Mussorgsky, bei diesem Kompositionsunterricht zu nehmen. Im Jahr 1858 quittierte er den Dienst, um sich ganz der Musik zu widmen. Mit der Aufhebung der Leibeigenschaft im Jahre 1861 fielen die Einkünfte aus dem Gutsbesitz weg. Mussorgsky war gezwungen, eine untergeordnete Beamtentätigkeit auszuführen, um sich den Lebensunterhalt zu sichern. Nach dem Tod der Mutter suchte er Ablenkung im Alkohol. Trotzdem gelang es ihm, Werke von grosser künstlerischer Kraft und Originalität zu schaffen. Die ungewöhnlichen Akkordverbindungen und eigenwilligen Instrumentationen wurden von den Freunden als Fehler belächelt. Doch zeigen sich gerade darin seine Unabhängigkeit und sein eigener Charakter. Sein Freund Nikolaj Rimsky-Korsakow nahm sich später vieler unvollständiger Werke an, bearbeitete und veröffentlichte sie. Im Jahre 1880 wurde Mussorgsky wegen seiner Trunksucht aus dem Staatsdienst entlassen. Ein Jahr später starb er an den Folgen der Alkoholkrankheit. 

Die erste Fassung des Intermezzos ist in den Jahren 1860/61 als Klavierwerk entstanden. Der Zusatz «in modo classico», kann als Anspielung auf die offensichtliche Distanz zur klassischen Musik verstanden werden. Das Intermezzo macht in Rhythmus und Dynamik Anleihen bei der Volksmusik. Sechs Jahre später – im selben Jahr, in dem Mussorgsky die sinfonische Dichtung «Eine Nacht auf dem kahlen Berg» schrieb – hat er das Intermezzo instrumentiert. In unserer Aufführung spielen wir jedoch die Bearbeitung, welche Nikolaj Rimsky-Korsakow im Jahr 1883 herausgegeben hat. 

Ralph Vaughan Williams (1872 - 1958)

Suite für Viola und Orchester 

Ralph Vaughan Williams, der 1872 in Gloucestershire geboren wurde, war ein wichtiger Vertreter der modernen englischen Musik. Sein Weg dahin ging über die Suche nach den Wurzeln der Volksmusik. Ähnlich wie Bartok und Kodaly in Ungarn, reiste er durchs Land, sammelte Volkslieder und veröffentlichte sie. Er nahm Unterricht bei Max Bruch in Berlin und später bei Maurice Ravel in Paris. Als studierter Organist und Sohn eines Pfarrers bildeten Chor- und Kirchenmusik einen Schwerpunkt seines Schaffens. Für die Krönung von Elisabeth II. 1953 setzte er den 100. Psalm in Musik. Sein Werk umfasst fast alle Bereiche der Musik: Opern, Sinfonien, Kammermusik, Solokonzerte, Liedzyklen, Klaviermusik und Filmmusik. In England war er eine Autorität und ist im Konzertleben präsent, doch im deutschsprachigen Raum ist sein Werk relativ unbekannt geblieben. 

Die Suite für Viola und kleines Orchester war ein Auftragswerk des britischen Bratschisten Lionel Tertis. Die Uraufführung fand am 12. November 1934 in London statt. Die Suite besteht aus acht Teilen, von denen wir sechs spielen. Auf ein ‚Prélude‘, das in der Arpeggierung an Bach erinnert, folgt ein schlichtes Lied, das von einem herben Tanz abgelöst wird. Die stampfenden Rhythmen sind eine Reminiszenz an ein dörfliches Fest. Mit gedämpfter Streicherbegleitung beginnt die ‚Ballad‘; in grosser Intensität nimmt eine zarte Melodie Gestalt an. Die ‚Polka mélancolique‘ bezieht ihren Namen aus dem ersten absteigenden Thema. Sie wirkt mit den virtuosen Einschüben und Kadenzen lebendig und vital. Das Allegro molto des ‚Galop‘ verstärkt die fröhliche Stimmung bis hin zum fulminanten Schluss. 

Gabriel Fauré (1845 - 1924)

Pavane 

Gabriel Fauré verbrachte als Kind viel Zeit am Klavier und zeigte ein hohes Talent. Deshalb kam er schon in jungen Jahren an eine Musikschule in Paris. Später wurde er Schüler von Camille Saint-Saëns und pflegte mit diesem eine lebenslange Freundschaft. Saint-Saëns führte ihn in die Musik Mendelssohns, Schumanns und Wagners ein. Fauré besetzte nach seiner Ausbildung lange schlecht bezahlte Organistenstellen. Mit dem Unterrichten von Privatschülern besserte er seinen Lohn auf. Den Abend verbrachte er improvisierend in Pariser Salons, wo er ein gerne gesehener Gast war. 1896 wurde er Professor für Komposition am Konservatorium und später Direktor. In dieser Funktion modernisierte er den Lehrplan, was von vielen mit Ablehnung quittiert wurde. In den letzten 25 Jahren seines Lebens litt Fauré zunehmend an Schwerhörigkeit, die zur völligen Ertaubung führte. 

Die Pavane entstand 1886 als reines Instrumentalstück, wie wir es darbieten. Auf Bitten einer Gönnerin schrieb Fauré ein Jahr später eine Chorpartie dazu. Daneben blieb die erste Fassung gleichwertig bestehen. Die Pavane ist ein Schreittanz, der sich über einer gleichmässigen Bassstimme entwickelt. Die schlichte Melodie wird abwechslungsweise von den Bläsern und Streichern gespielt und von den Pizzicati der tiefen Streicher getragen. Unterbrochen durch eine leidenschaftliche Passage erfolgt die Beruhigung mit der Rückkehr zur ersten Melodie. Diesmal ist sie bereichert durch viele Umspielungen. 

Franz Schubert (1797 - 1828)

Sinfonie in h-Moll 

Als Franz Schubert im Jahre 1828 mit nur 31 Jahren starb, hat er mehr als 900 Werke hinterlassen. Eine solche Anzahl ist nur möglich bei einer disziplinierten Arbeitsweise, welche über eine lange Zeit eingehalten wird. Als Sängerknabe und Stipendiat des Gymnasiums hatte Schubert eine umfassende musikalische Ausbildung erhalten, für die Antonio Salieri verantwortlich war. Eine gewisse Zeit arbeitete Schubert als Hilfslehrer, gab dies zum Leidwesen seines Vaters auf und entschloss sich, als Musiker und Komponist in Wien zu leben. Er gehörte zu einem Freundeskreis, der ihm die Familie ersetzte und ihn unterstützte. Der Hofsänger Michael Vogl machte seine Lieder in den literarischen Salons bekannt. Es gab musikalische Zusammenkünfte, die zu seinen Ehren organisiert wurden. Nach seiner schweren Erkrankung im Jahre 1823 komponierte er unermüdlich weiter. Es entstanden Sinfonien, Messen, Streichquartette und Liederzyklen. Das einzige öffentliche Konzert im Jahr seines Todes war ein finanzieller Erfolg. Nun interessierten sich auch die grossen Verlage für ihn. Doch für Schubert war das zu spät. Im November 1828 starb er an den Folgen einer Typhusinfektion. 

Es gibt viele Geschichten rund um die zwei Sätze der h-Moll-Sinfonie. Gesichert ist, dass die Partitur beim Jugendfreund und Komponisten Anselm Hüttenbrenner in Graz aufgefunden wurde. Der Dirigent Johann Herbeck war durch die Lektüre der ersten Biografie Schuberts darauf aufmerksam geworden. Unter der Voraussetzung, dass auch ein Werk von ihm aufgeführt würde, gab Hüttenbrenner die Partitur heraus. Im Dezember 1865 erklang, nach einer Ouvertüre von Hüttenbrenner, die h-Moll-Sinfonie zum ersten Mal. Bei der Uraufführung wurde zur Vervollständigung das Presto vivace der dritten Schubertsinfonie gespielt. Das überzeugte nicht und seit der zweiten Aufführung blieb die Sinfonie zweisätzig. So erhielt sie den Beinamen «Unvollendete».