Sinfoniekonzert

Samstag, 19. November 2016 20:00 Kultur- und Kongresshaus Aarau

Programm

Valeria Curti, Fagott
Orchesterverein Aarau
Leitung: David Schwarb

Romantik im 20. Jahrhundert

Vincent d’Indy (1851-1931)
Karadec-Suite op. 34

Ermanno Wolf-Ferrari (1876-1948)
Suite-Concertino für Fagott und Orchester F-Dur op. 16

---Pause---

Arthur Honegger (1892-1955)
Pastorale d'été

Werner Wehrli (1892-1944)
Von einer Wanderung (arr. M. Schneider)

Othmar Schoeck (1886-1957)
Serenade op. 1

 

Vorverkauf: ab 7. November 2016 in der Buchhandlung Wirz Thalia, Details hier
Abendkasse: ab 19.15 Uhr
Eintrittspreise: Karten zu Fr. 20.- und Fr. 30.- und Fr. 40.-
Schüler und Studenten die Hälfte, OVA-Coupons gültig

Die Solistin

Valeria Curti wurde 1995 in Zürich geboren und wuchs in Brugg auf. Mit sieben Jahren begann ihre musikalische Ausbildung mit Blockflöten- und Cellounterricht an der Musikschule Brugg. 2004 bekam sie erstmals Fagottunterricht von Patrik Lüscher und wurde 2009 als Jungstudentin an der Zürcher Hochschule der Künste bei Prof. Matthias Racz angenommen.

 

Die 21-Jährige absolviert zurzeit, nachdem sie das Bachelorstudium mit Auszeichnung abgeschlossen hat, ein Masterstudium am Mozarteum Salzburg bei Prof. Marco Postinghel. Bei Künstlern wie unter anderen Heinz Holliger, Sergio Azzolini, Daniele Galaverna, Carlo Colombo, Stefano Canuti und Dag Jensen hat sie sich weitergebildet.

 

2013 spielte sie sich am internationalen Wettbewerb The Muri Competition als zweitjüngste Teilnehmerin in die zweite Runde und gewann den U21-Preis Fagott. Zu ihren Erfolgen gehören ausserdem der 1. Preis sowie der Sonderpreis für die beste Interpretation am IDRS Young Artist Competition 2015 in Tokyo.

 

Valeria Curti ist seit 2014 auch Mitglied der Schleswig-Holstein Orchesterakademie unter derL eitung von Christoph Eschenbach, Zuzügerin beim Kammerensemble CHAARTS und für die Spielzeit 2015/16 und 2016/17 Praktikantin im Musikkollegium Winterthur, wo sie am 1. und 2. Pult spielen darf.

 

Valeria ist Stipendiatin der Friedl Wald Stiftung, der Stiftung Ruth und Ernst Burkhalter, sowie der Musikakademie Lichtenstein

Die Werke

Das «Kleine Orchester» auf dem Weg ins 20 Jahrhundert


Wenn sich ein Komponist in den Jahren um 1900 an den Schreibtisch setzte, um ein Orchesterwerk zu schreiben, dann fasste er in der Regel ein gross besetztes Orchester ins Auge. An die 50 Streicher, je ein Dutzend Holz- und Blechbläser, dazu Schlagwerk, Harfen, eine Celesta vielleicht. Mahler und Strauss, Debussy und Ravel, Elgar und Strawinsky: die prägenden Orchesterkomponisten dieser Zeitenwende spielten virtuos auf der Klaviatur der gross dimensionierten Partituren. Eine Beschränkung der Mittel lag nicht im Trend.

Trotzdem hat im Schatten dieser riesigen Orchesterwerke ein zarteres Pflänzchen seinen Nischenplatz behaupten können: Das «Kleine Orchester», welches zum Streicherklang nur ein paar wenige Bläserfarben mischt. Es steht neben dem grossen Sinfonieorchester wie das Aquarell neben dem Ölgemälde. Komponisten des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts haben es meist dann verwendet, wenn sie in musikalischen Kleinformaten die Nähe zum Unverdorbenen suchten: zur Natur oder zum Landleben, zur Kinderseele oder zum Gemüt des einfachen Hirten. In diese Welt des «Kleinen Orchesters» entführt dieses Programm.


Zwischen der Bretagne und Arkadien


Zuerst eine Szene auf dem Land. Vincent d’Indy, ein französischer Wagnerianer des Fin de Siècle, hat 1892 die Musik zu einem Schauspiel mit dem Titel «Karadec» geschrieben und drei Sätze daraus später zu einer Suite verbunden. Das Schauspiel ist im Dunst der Bedeutungslosigkeit vergessen gegangen, und einen Nachhall in der Musik hat einzig der Schauplatz der Handlung gefunden: Die Bretagne. D’Indy hat bretonische Folklore-Motive in seine Komposition integriert. Sie sorgen für die Grundstimmung einer ländlichen Idylle – die allerdings hie und da von düsterer Leidenschaftlichkeit unterwandert wird.

Weit weniger bedroht ist die Idylle in der Suite-concertino op. 16 von Ermanno Wolf-Ferrari, einem italienisch-deutschen Komponisten, der sich im frühen 20. Jahrhundert in erster Linie als Opernkomponist einen Namen gemacht hat. Im Zug des Neoklassizismus hat er 1933 ein betont schlichtes, aber gerade in seiner Schlichtheit überaus anrührendes Werk für Fagott und Kammerorchester geschrieben. Es evoziert im ersten Satz das Atmen der Nacht, tanzt im zweiten einen ausgelassenen Volkstanz, singt im dritten eine bewegende Canzona, um im Finale die Fröhlichkeit und Beschaulichkeit des arkadischen Hirtenlebens zu beschwören.


Zwischen Säntisgebiet und Berner Oberland


Im zweiten Teil des Programms begegnen sich drei Schweizer Komponisten, die alle ums Jahr 1890 zur Welt gekommen sind, und drei Werke, die ihren Ursprung alle unter dem freien Sommerhimmel haben. Ihre gemeinsame Grundidee macht es möglich, dass sie sich nahtlos ineinanderfügen lassen – sie sollen in diesem Konzert deshalb ohne Unterbrechung erklingen. Den Rahmen dieser virtuellen Gemeinschaftskomposition bilden zwei Werke von Arthur Honegger und Othmar Schoeck. Beide zaubern eine Sommerabendstimmung ins Orchester: Honegger hat sich zu seinem «Pastorale d’été» im Jahr 1920 von einem Ferienaufenthalt im Berner Oberland inspirieren lassen, der junge Schoeck schildert in seiner Serenade op. 1 von 1907 die Szene eines romantischen Sommerabend-Ständchens.

Dazwischen erkundet der Aarauer Komponist Werner Wehrli das Säntisgebiet. Er hat es in den Sommerferien 1921 mit seiner Frau und drei Schülerinnen des Seminars erwandert und seine Eindrücke in einem musikalischen Tagebuch festgehalten, einem stilistisch changierenden, farbenreichen Klavierzyklus aus 22 Miniaturen. Michael Schneider – auch er ein Aarauer Komponist – hat in den 90er Jahren acht Stücke daraus orchestriert. Er hat dafür stimmigerweise die Farben des traditionell naturnahen «Kleinen Orchesters» verwendet, dem er allerdings durch ein umfangreiches Schlagwerk zusätzliche Farbnoten verleiht.

Zuzüger

Flöte: Martin Berthele

Oboe: Barbara Dehm

Klarinette: Heidy Huwiler

Fagott: Cândida Nunes

1. Horn: Jürg von Rotz

2. Horn: Mira Buzanszky

Pauke: Erich Fischer