Sinfoniekonzert

Samstag, 12. März 2016 20:00 Kultur- und Kongresshaus Aarau

Programm

Tanja Hotz, Klavier
Orchesterverein Aarau
Leitung: David Schwarb


Von Trauer und Lebensfreude


Joseph Haydn (1732 - 1809)
Sinfonie Nr. 44 e-Moll («Trauersinfonie»)


Edvard Grieg (1843 - 1909)
Zwei elegische Melodien op. 34


---PAUSE---


Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) 
Klavierkonzert Nr. 9 Es-Dur KV 271 («Jenamy»)

 

Vorverkauf: ab 29. Februar 2016 in der Buchhandlung Wirz Thalia, Details hier
Abendkasse: ab 19.15 Uhr
Eintrittspreise: Karten zu Fr. 20.- und Fr. 30.- und Fr. 40.-
Schüler und Studenten die Hälfte, OVA-Coupons gültig

Die Solistin

Tanja Hotz wurde 1991 in Haifa, Israel, geboren und wuchs seit ihrem dritten Lebensjahr in der Schweiz auf. Ihr Vater ist Schweizer und ihre Mutter isländische Musikerin. In Kontakt mit der Musik kam Tanja seit früher Kindheit. Sie erhielt ab vier Jahren gelegentlich Musik- und Klavierunterricht bei ihrer Mutter und machte damals auch ihre ersten Kompositionsversuche.

Mit sieben Jahren bekam sie ihren ersten offiziellen Klavierunterricht bei Madeleine Hoppe-Nussbaumer an der Musikschule der Stadt Zug. Im Laufe der Jahre folgten Auftritte an verschiedenen öffentlichen Anlässen. Tanja gewann an den Schweizerischen Jugendmusikwettbewerben zahlreiche Preise in Klavier und auch einen 1. Preis am Zentralschweizer Kompositionswettbewerb. 2011 erhielt sie am Finale des Schweizerischen Jugendmusikwettbewerbs für ihr Klavierspiel einen 1. Preis mit Auszeichnung. Seither wird sie von der Stiftung Ruth und Ernst Burkhalter unterstützt.

Im Jahre 2008 schloss Tanja die Stufenprüfungen I bis IV in Klavier und Musiktheorie beim Schweizerischen Musikpädagogischen Verband SMPV ab. Neben Klavier belegte sie auch die Musikfächer Violine, Querflöte, Gesang und Violoncello. Weiter erhielt sie Theorie- und Kompositionsstunden bei Hubert Podstransky und war in den Jahren 2010/11 Teilnehmerin am Kompositionskurs «Young Composers Project» in Boswil.

Nach der Matura begann Tanja Hotz das Klavierstudium bei Adrian Oetiker an der Hochschule für Musik in Basel mit den Wahlfächern Komposition bei Georg Friedrich Haas und Caspar Johannes Walter sowie Improvisation bei Alfred Zimmerlin und Rudolf Lutz. Mit Höchstnote für ihr Abschlussrezital schloss sie dort 2014 das Bachelorstudium ab.

Weitere musikalische Impulse erhielt sie an verschiedenen Klaviermeisterkursen unter anderem bei François Killian, Adrian Oetiker, Dmitri Alexeev, Lilya Zilberstein, Pascal Devoyon und Felix Gottlieb.

Zurzeit macht Tanja Hotz ihren Master of Arts in Klavier an der Hochschule für Musik und Theater in München.

Die Werke

Von Trauer und Lebensfreude

Wiener Klassik? Das ist vertrautes Territorium. Erschlossen, vermessen, kartografiert. Kann man diese Welt überhaupt noch mit Abenteuerlust betreten? Man kann – und der Orchesterverein Aarau tut es mit diesem Programm. Er erkundet das Spannungsfeld zwischen zwei Werken, die sich zu einem perfekten Kontrast-Paar ergänzen wie die beiden Hälften des Yin-Yang-Symbols. Auf der einen Seite steht eine Haydn-Sinfonie, in der zwei aufgewühlte Randsätze in düsterem e-Moll ein engelsgleiches Adagio in hellstem E-Dur umrahmen. Und auf der anderen Seite steht der passgenaue Gegensatz dazu: Ein Mozart-Klavierkonzert mit überschäumend lebensfreudigen Randsätzen in Es-Dur und einem c-Moll-Andantino von abgründigem Ernst in der Mitte. Und was diese Gegenüberstellung noch brisanter macht: In beiden Werken macht die Wiener Klassik einen Quantensprung…

Quantensprung 1: Die Haydn-Sinfonie

Haydn komponiert seine e-Moll-Sinfonie mit 35 Jahren. Er hat schon an die 50 Sinfonien geschrieben und die bekannten sinfonischen Pfade ausgetreten. Jetzt sucht er andere Wege – und beginnt mit radikal neuen Ansätzen zu experimentieren. Unter anderem schreibt er eine Reihe von Sinfonien in Moll-Tonarten. Man wird sie später ihrer Leidenschaftlichkeit wegen als Sturm-und-Drang-Sinfonien bezeichnen. Die fiebrigen Randsätze dieser Moll-Sinfonien gelingen Haydn auf Anhieb. Der langsame Satz und das Menuett dagegen wollen bei den ersten Versuchen noch nicht so recht in diesen Rahmen passen. Erst in der e-Moll-Sinfonie findet Haydn ein perfektes viersätziges Gefüge. Er liebt diese Sinfonie deshalb. Teile daraus soll er sich gar für seine Begräbnisfeier gewünscht haben. Diesem Gerücht verdankt die Sinfonie auch ihren Beinamen: Sie ist als Trauer-Sinfonie bekannt geworden.

Quantensprung 2: Das Mozart-Konzert

So wie Haydns Trauer-Sinfonie markiert auch Mozarts Jenamy-Konzert einen Wendepunkt im Œuvre des Komponisten. Mozart zündet hier im Alter von 21 Jahren ein Feuerwerk an Erfindungsreichtum und formaler Innovation, wie es seine vorangegangenen Klavierkonzerte noch nicht einmal haben erahnen lassen. Und er lotet im Mittelsatz neue Ausdruckstiefen aus. Am Ende seiner Salzburger Jahre erreicht seine Meisterschaft hier zum ersten Mal die Flughöhe, auf der sich später seine epochalen Wiener Klavierkonzerte bewegen werden. Hat eine französische Pianistin Mozart zu diesem Höhenflug inspiriert? Gewidmet hat er das Stück jedenfalls einer jungen Virtuosin namens Victoire Jenamy (jahrzehntelang wurde irrtümlich der Name Jeunehomme überliefert), der Tochter eines befreundeten Tänzers. Ob sie das Stück je öffentlich gespielt hat, wissen wir allerdings nicht.

Edvard Grieg: Eine andere Perspektive

Die Frage drängt sich auf: Warum «stört» Edvard Grieg das ausbalancierte Gleichgewicht dieses klassischen Gegensatz-Paares im Programm? Die Antwort erschliesst sich schon aus dem Titel Elegische Melodien – und erst recht aus Griegs Musik. Die spricht von den gleichen Dingen wie Haydns Trauer-Sinfonie: Von Verzweiflung, von Schmerz und von der Sehnsucht nach Trost. Grieg erzählt also gleichsam Haydns Musik weiter – wenn auch in einer ganz anderen Sprache. Haydns Dramatik wird bei ihm überwältigt von Weltschmerz, kippt ins Pathetische. Weil sie gar nicht anders kann: Beide Elegischen Melodien sind Bearbeitungen von eigenen Liedern Griegs – das eine erzählt von den Wunden, die eine längst verflossene Liebe hinterlassen hat und die immer wieder aufbrechen, das andere vom Erleben des Frühlings, der im Gegenlicht des bevorstehenden Todes noch intensiver zu erblühen scheint als sonst.

Zuzüger

Oboe: Barbara Dehm, Eva Debrunner

Horn: Jürg von Rotz, Mira Buzanszky