Sinfoniekonzert
Sonntag, 15. März 2015 17:00 Kultur- und Kongresshaus AarauProgramm
Salomo Schweizer, Oboe
Orchesterverein Aarau
Leitung: David Schwarb
Salomo Schweizer, Oboe
Orchesterverein Aarau
Leitung: David Schwarb
Johann Christian Bach (1735-1782)
Ouvertüre zur Oper «Temistocle»
Ludwig August Lebrun (1752-1790)
Oboenkonzert Nr. 1 d-Moll
Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791)
Sinfonie Nr. 38 D-Dur KV 504 («Prager Sinfonie»)
Der Solist
Salomo Schweizer, 1993 in Luzern geboren, beginnt mit intensivem Blockflötenunterricht bei Pius Strassmann, erspielt sich erste Preise am Schweizerischen Jugendmusikwettbewerb und nimmt an Meisterkursen mit Maurice Steger teil, bis er 14-jährig zum Oboenspiel wechselt.
Er beginnt mit dem Vorstudium an der Musikhochschule Luzern in der Klasse von Kurt Meier und besucht parallel dazu die Musik- und Sportklasse am Gymnasium Alpenquai. Er erhält wichtige musikalische Einflüsse auf der Oboe an Meisterkursen mit Christoph Hartmann, David Walter, Martin Frutiger, Bart Schneemann, Jean-Louis Capezzali, Christian Wetzel, Céline Moinet und Maurice Bourgue.
Salomo gewinnt erste nationale Wettbewerbspreise auf der Oboe am Schweizerischen Solisten- und Ensemblewettbewerb und am Luzerner Solisten- und Ensemblewettbewerb, ein Stipendium der Stiftung Ruth und Ernst Burkhalter zur Förderung junger Musiker und im Jahr 2012 gewinnt er im Final des Schweizerischen Jugendmusikwettbewerbs in Winterthur einen 1. Preis mit Auszeichnung. Dies ermöglicht ihm viele Auftrittsmöglichkeiten. So tritt er als Solist unter anderem mit dem Neuen Orchester Basel, dem Stadtorchester Zug und dem Festivalorchester Arosa auf.
Im September 2012 gewinnt er den internationalen Oboenwettbewerb «Luca Figaroli» in Adrara San Martino (Italien) mit dem 1. Preis.Seit 2013 ist er Mitglied im Schweizer Jugend-Sinfonie-Orchester.Im September 2013 beginnt er mit dem Bachelor-Studium Oboe an der Zürcher Hochschule der Künste in der Klasse von Simon Fuchs.
Die Werke
Die Geburt der Sinfonie aus der Oper
Hier der Konzertsaal, dort das Opernhaus; hier die Sinfonik, dort das Musiktheater: In der Welt der klassischen Musik sind das zwei entgegengesetzte Pole. Auf der einen Seite steht das Konzept der wortlosen Klangarchitektur, auf der anderen Seite geht es um die klangliche Ausleuchtung eines Handlungsverlaufs. Nicht immer lagen diese beiden Pole so weit auseinander, erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts begannen sie auseinanderzudriften. Und genau diese Zeit erkundet der Orchesterverein Aarau in diesem Konzert: Die Zeit, als die Sinfonie sich von der Oper löste und sich zu emanzipieren begann.
J. C. Bach: Die Sinfonie als Kind der Oper
Die Geschichte der Sinfonie beginnt im Opernhaus. Zu jeder italienischen Oper gehört in den gut 100 Jahren nach 1650 eine «Sinfonia», eine dreiteilige Ouvertüre mit der Satzfolge schnell-langsam-schnell. Die verlässt das Opernhaus im 18. Jahrhundert durch die Hintertür. Zuerst wird sie von der Oper losgelöst im Konzert aufgeführt, wenig später entstehen dann erste Sinfonien in dieser dreiteiligen Form, die ohne jede Anbindung an eine Oper auskommen.
Johann Christian Bach schreibt beides: Opern nach dem italienischen Modell mit der obligaten «Sinfonia» und unabhängige Dreisatz-Sinfonien. In unserem Programm begegnet er uns im Zenit seiner Laufbahn: 1772 komponiert er für das Hoftheater in Mannheim die Oper Temistocle. Sie ist im heutigen Opernbetrieb nicht mehr anzutreffen, ihre galante «Sinfonia» hat aber als interessantes Werk aus der Frühgeschichte der Sinfonie im Konzertsaal eine neue Heimat gefunden.
L. A. Lebrun: Orchestermusik aus dem Geist der Oper
Als Johann Christian Bachs Temistocle in Mannheim seine Uraufführung erlebt, spielt im berühmten Mannheimer Hoforchester ein junger Oboist mit: Ludwig August Lebrun. Er gehört zum Orchester, seit er 15 Jahre alt ist. Er bezaubert das Publikum, wie ein Zeitgenosse schreibt, «mit seiner göttlichen Oboe». Und er komponiert auch Musik für sein Instrument – und was für welche! Oboenkonzerte von der Dichte und Originalität seines d-Moll-Konzerts entstehen zu seiner Zeit nur ganz vereinzelt.
Auch dieses Stück atmet Opernluft. Nicht nur, weil sich darin ein opernhaft breites Affekt-Spektrum auffächert. Lebrun stellt dem virtuosen Schaulauf auch eine Kantabilität gegenüber, die der Opernästhetik seiner Zeit verpflichtet ist. Diese Beobachtung spiegelt sich in Lebruns Biografie: Er hat viele Konzertreisen mit seiner Ehefrau unternommen, einer führenden Opernsängerin. Und Zeitzeugen berichten, dass sein Oboenton von ihrer Stimme kaum zu unterscheiden war.
W. A. Mozart: Die Rückkehr der Sinfonie zur Oper
Wie Lebrun erlebt auch Mozart in seinem kurzen Leben eine rasante Entwicklung der Sinfonie: Sie wird länger und komplexer, und das dreiteilige Satzmodell wird durch ein Menuett zur Vierteiligkeit erweitert. Mozart selbst schreibt als Kind noch Sinfonien nach dem Vorbild J. C. Bachs, als junger Mann lässt er sich in Mannheim vom dortigen Niveau der Sinfonik beeindrucken und in seinen letzten Schaffensjahren setzt er der ausgereiften Gattung ein halbes Dutzend Kronen auf.
Die Prager Sinfonie gehört zu diesen Kronen. Aber nicht ihre komplexe Architektur und ihre tiefschürfende Kraft machen sie einzigartig, sondern ihre Nähe zur Oper. Mozart verzichtet hier auf ein Menuett und kehrt – auf einem ganz anderen Niveau – zurück zur dreiteiligen Form der «Sinfonia». Er greift aber auch Anklänge an die Oper Le nozze di Figaro auf, nimmt die dramaturgische Fallhöhe des Don Giovanni und Motive der Zauberflöte vorweg – und präsentiert damit 1789 in Prag ein Werk, in dem sich sein sinfonisches Genie und sein Operngenie die Hand reichen.
Zuzüger
Flöte: Martin Berthele, Brigitte Bertschi
Oboe: Barbara Dehm, Eva Debrunner
Fagott: Robert Wernli, Urs Winzenried
Horn: Jürg von Rotz, Mira Buzanszky
Trompete: Markus Fankhauser, Yvonne Zeindler
Pauke: Erich Fischer